Pfeilspitze

Die Pfeilspitze besteht im Allgemeinen aus Metall. Aus prähistorischer Zeit sind aber auch Spitzen aus Feuerstein, Schiefer und Knochen bekannt. Prinzipiell kann man auch den hölzernen Schaft anspitzen und im Feuer härten, aber da sich solche Pfeile schlecht erhalten, weiß man nichts über die tatsächliche prähistorische Verwendung solcher Spitzen.

Die Spitze kann entweder als Hülse auf einen konisch geformten Schaft aufgesetzt werden, oder ein Dorn an der Spitze wird in eine Bohrung bzw. Kerbe im Schaft gesetzt. Die Spitzen werden durch Kleben oder Aufschrauben befestigt. Mittelalterliche Spitzen waren oft zusätzlich mit einer Garnwicklung gesichert. Heutige Spitzen für den Sport sind meist einfache, gedrehte Metallspitzen, die als Hülse aufgesetzt werden und die darauf ausgelegt sind, die Ziele so wenig wie möglich zu beschädigen. Moderne Jagdspitzen haben entweder zusätzlich ein Blatt mit geschärften Schneiden oder stumpfe, ausgedehnte Spitzen („blunts“), um die Beute zu betäuben.

Vor allem zu Kriegszwecken gab es früher zahlreiche weitere Spitzenformen. Typisch war die Ahl-Spitze (engl.: „bodkin“-Spitze), welche durch ihren lange schmale Keilform in die vernieteten Ringe des Kettenhemdes eindringen und sie so aufsprengen konnte. Zudem war sie sehr einfach zu schmieden. Die Spitze eines Brandpfeils hatte direkt hinter der eigentlichen Spitze einen metallenen Käfig, in dem brennbares Material angebracht werden konnte, so dass die Hitze direkt auf das Ziel wirkte, den Schaft aber nicht vorzeitig beschädigte. Zum gezielten Töten von Pferden, die seltener als ihre Reiter durch eine Rüstung geschützt waren, verwendete man besonders breite Pfeilspitzen. Paulos von Aigina aus der Schule von Alexandrien schrieb im 6. Jh. eine Abhandlung über Pfeilverwundungen. Dabei unterschied er verschiedene Formen von Pfeilspitzen. So gab es Pfeile, die mit Widerhaken versehen waren, die gegen die Schussrichtung ausgerichtet sind. Sie erschweren oder verhindern das Herausziehen und er riet, sie wenn möglich hindurchzustoßen und auf der anderen Seite herauszuziehen. Es gab auch Widerhaken mit Ausrichtung in Schussrichtung. Diese konnte man nicht hindurchstoßen, aber herausziehen. Ferner gab es Spitzen, deren Widerhaken sowohl mit als auch gegen die Schussrichtung ausgerichtet waren und deren Form an einen Blitz erinnerte. Solche Spitzen erschwerten beide Arten der Entfernung. Er beschrieb auch Pfeile, deren Widerhaken Gelenke haben und sich erst beim Herausziehen spreizen. Außerdem beschrieb er, dass einige Pfeilspitzen mittels eines Dornes, andere mittels einer kleinen Röhre am Schaft befestigt sind. Aulus Cornelius Celsus beschreibt den "Löffel des Diocles" als ein chirurgisches Instrument, um bei sonst nicht entfernbaren Pfeilspitzen die Widerhaken abzudecken oder abzubrechen.

Die heute so genannten „Sehnenschneider“ waren Spitzen, die in ein breites Blatt ausliefen, das nach vorne offen halbmondförmig endete und dessen vordere Seite als Schneide geschliffen war. Der tatsächliche Kriegseinsatz solcher Spitzen ist unklar. Insbesondere, ob diese tatsächlich gegen Seile eingesetzt wurden ist umstritten. Moderne Versuche ergaben allerdings ein enormes Verletzungspotential bei Weichteiltreffern. Denkbar ist auch der Einsatz auf der Jagd.

Vergiftete Pfeilspitzen waren historisch einerseits zur Jagd vorgesehen, zum Beispiel um im unwegsamen Urwaldgelände eine Flucht der Beute zu verhindern, oder mit schwachen Bögen auch große Beute zu erlegen. Andererseits wurden sie zu Kriegszwecken genutzt, um die Wirkung nicht unmittelbar tödlicher Treffer zu erhöhen. In Europa und Japan war der Einsatz von Giftpfeilen jedoch als "unritterlich" verpönt (was den gelegentlichen Einsatz nicht ausschloss). Als Gift dienten in Südamerika zum Beispiel Curare und das Hautsekret von Pfeilgiftfröschen, in Europa zum Beispiel Extrakte des Eisenhuts. Das im Hundertjährigen Krieg in Frankreich aufkommende Gerücht, die Engländer würden ihre Pfeile vergiften, lässt sich u.U. darauf zurückführen, dass die engl. Schützen ihre Pfeile zur Bereitschaft für schnelles Schießen vor sich in den Boden steckten, wodurch z.B. Sporen von Wundstarrkrampf- und Gasbranderregern in die verursachten Wunden gelangen konnten.

Im Sportbereich, insbesondere beim Roven, also dem Bogenschießen auf Gegenstände in der freien Natur, werden heutzutage auch stumpfe Spitzen, also Judopoints oder Gummiblunts verwendet. Diese bleiben zum Beispiel in der Regel nicht in Holzstümpfen stecken.

Quelle: Wikipedia
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.
http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1984/SUDHUES.PDF Dissertation "Wundballistik bei Pfeilverletzungen" - mit umfassender Einführung in die Grundlagen des Bogenschießens 

Pfeilspitze Die Pfeilspitze besteht im Allgemeinen aus Metall. Aus prähistorischer Zeit sind aber auch Spitzen aus Feuerstein, Schiefer und Knochen bekannt. Prinzipiell kann man auch den... mehr erfahren »
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Pfeilspitze

Die Pfeilspitze besteht im Allgemeinen aus Metall. Aus prähistorischer Zeit sind aber auch Spitzen aus Feuerstein, Schiefer und Knochen bekannt. Prinzipiell kann man auch den hölzernen Schaft anspitzen und im Feuer härten, aber da sich solche Pfeile schlecht erhalten, weiß man nichts über die tatsächliche prähistorische Verwendung solcher Spitzen.

Die Spitze kann entweder als Hülse auf einen konisch geformten Schaft aufgesetzt werden, oder ein Dorn an der Spitze wird in eine Bohrung bzw. Kerbe im Schaft gesetzt. Die Spitzen werden durch Kleben oder Aufschrauben befestigt. Mittelalterliche Spitzen waren oft zusätzlich mit einer Garnwicklung gesichert. Heutige Spitzen für den Sport sind meist einfache, gedrehte Metallspitzen, die als Hülse aufgesetzt werden und die darauf ausgelegt sind, die Ziele so wenig wie möglich zu beschädigen. Moderne Jagdspitzen haben entweder zusätzlich ein Blatt mit geschärften Schneiden oder stumpfe, ausgedehnte Spitzen („blunts“), um die Beute zu betäuben.

Vor allem zu Kriegszwecken gab es früher zahlreiche weitere Spitzenformen. Typisch war die Ahl-Spitze (engl.: „bodkin“-Spitze), welche durch ihren lange schmale Keilform in die vernieteten Ringe des Kettenhemdes eindringen und sie so aufsprengen konnte. Zudem war sie sehr einfach zu schmieden. Die Spitze eines Brandpfeils hatte direkt hinter der eigentlichen Spitze einen metallenen Käfig, in dem brennbares Material angebracht werden konnte, so dass die Hitze direkt auf das Ziel wirkte, den Schaft aber nicht vorzeitig beschädigte. Zum gezielten Töten von Pferden, die seltener als ihre Reiter durch eine Rüstung geschützt waren, verwendete man besonders breite Pfeilspitzen. Paulos von Aigina aus der Schule von Alexandrien schrieb im 6. Jh. eine Abhandlung über Pfeilverwundungen. Dabei unterschied er verschiedene Formen von Pfeilspitzen. So gab es Pfeile, die mit Widerhaken versehen waren, die gegen die Schussrichtung ausgerichtet sind. Sie erschweren oder verhindern das Herausziehen und er riet, sie wenn möglich hindurchzustoßen und auf der anderen Seite herauszuziehen. Es gab auch Widerhaken mit Ausrichtung in Schussrichtung. Diese konnte man nicht hindurchstoßen, aber herausziehen. Ferner gab es Spitzen, deren Widerhaken sowohl mit als auch gegen die Schussrichtung ausgerichtet waren und deren Form an einen Blitz erinnerte. Solche Spitzen erschwerten beide Arten der Entfernung. Er beschrieb auch Pfeile, deren Widerhaken Gelenke haben und sich erst beim Herausziehen spreizen. Außerdem beschrieb er, dass einige Pfeilspitzen mittels eines Dornes, andere mittels einer kleinen Röhre am Schaft befestigt sind. Aulus Cornelius Celsus beschreibt den "Löffel des Diocles" als ein chirurgisches Instrument, um bei sonst nicht entfernbaren Pfeilspitzen die Widerhaken abzudecken oder abzubrechen.

Die heute so genannten „Sehnenschneider“ waren Spitzen, die in ein breites Blatt ausliefen, das nach vorne offen halbmondförmig endete und dessen vordere Seite als Schneide geschliffen war. Der tatsächliche Kriegseinsatz solcher Spitzen ist unklar. Insbesondere, ob diese tatsächlich gegen Seile eingesetzt wurden ist umstritten. Moderne Versuche ergaben allerdings ein enormes Verletzungspotential bei Weichteiltreffern. Denkbar ist auch der Einsatz auf der Jagd.

Vergiftete Pfeilspitzen waren historisch einerseits zur Jagd vorgesehen, zum Beispiel um im unwegsamen Urwaldgelände eine Flucht der Beute zu verhindern, oder mit schwachen Bögen auch große Beute zu erlegen. Andererseits wurden sie zu Kriegszwecken genutzt, um die Wirkung nicht unmittelbar tödlicher Treffer zu erhöhen. In Europa und Japan war der Einsatz von Giftpfeilen jedoch als "unritterlich" verpönt (was den gelegentlichen Einsatz nicht ausschloss). Als Gift dienten in Südamerika zum Beispiel Curare und das Hautsekret von Pfeilgiftfröschen, in Europa zum Beispiel Extrakte des Eisenhuts. Das im Hundertjährigen Krieg in Frankreich aufkommende Gerücht, die Engländer würden ihre Pfeile vergiften, lässt sich u.U. darauf zurückführen, dass die engl. Schützen ihre Pfeile zur Bereitschaft für schnelles Schießen vor sich in den Boden steckten, wodurch z.B. Sporen von Wundstarrkrampf- und Gasbranderregern in die verursachten Wunden gelangen konnten.

Im Sportbereich, insbesondere beim Roven, also dem Bogenschießen auf Gegenstände in der freien Natur, werden heutzutage auch stumpfe Spitzen, also Judopoints oder Gummiblunts verwendet. Diese bleiben zum Beispiel in der Regel nicht in Holzstümpfen stecken.

Quelle: Wikipedia
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.
http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1984/SUDHUES.PDF Dissertation "Wundballistik bei Pfeilverletzungen" - mit umfassender Einführung in die Grundlagen des Bogenschießens 

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